Dienstag, 17. Februar 2015

Freude...

Freude kann sein, wenn einen die Tochter mit einer wundervollen Rose überrascht oder wenn man mit Hilfe von Freunden (danke Susi!) in letzter Sekunde eine unvoreingenommene Prüfungs(mittel)schule findet, die den Kindern unter fairen Bedingungen die Prüfungen abnimmt.

Überall ist eine Freudenblume
In den Kranz des Lebens eingereiht.
(Witschel)


In der Außenseiterposition, in die man als Homeschooler automatisch gedrängt wird, ist es manchmal schwierig, sich selbst zu behaupten, sei es, dass man auf Grund "fehlender Qualifikation" (die es meiner Meinung nach nicht gibt, sofern man sich für die Sache interessiert und wer interessiert sich nicht, wenn er seine Kinder selbst unterrichtet?) für unfähig gehalten wird oder dass man erlaubt, dass die Kinder während des regulären Unterrichts vor versammelter Klasse geprüft werden, weil man froh ist, dass man endlich eine Schule gefunden hat, die Homeschool-Kinder nicht von vorn herein ablehnen, die Eltern verdammen oder, die häufigste Frechheit, Homeschool-Familien für asozial halten (ja, solche Dinge bekommt man ins Gesicht gesagt).

Die christlichen Homeschooler Österreichs versuchen durch friedliche Gespräche mit den Behörden eine bessere, vorallem geregelte Basis für die Externistenprüfungen zu schaffen. Das halte ich auch für sinnvoll und dringend nötig, da die Gepflogenheiten, sogar schon an den Volksschulen sehr stark von einander abweichen. Es gibt alles, von der Marathonprüfung, wo jeder Unterrichtsgegenstand so lange abgeprüft wird, bis sich der Prüfer vom Wissen des Kindes überzeugt hat (was bei manchen seeehhhr lange dauern kann, aber meistens eher am Prüfer, als am Prüfling liegt), bis hin zu einer Überprüfung, bei der einfach ein paar Aufgaben aus allen Bereichen schriftlich gelöst werden und mit dem Kind ein informatives Gespräch geführt wird. Alternative Prüfungsschulen werfen gerne einen Blick in die Mappen oder Schulbücher der Kinder, was für die Kinder durchaus motivierend ist, verlangen aber andererseits die Anwesenheit aller Eltern und Kinder bei diversen Präsentationen, die einige Kinder darbieten. In unserem Fall zog sich das über 1 1/2 Stunden worauf im Anschluss (ohne Pause!) 1 1/2 Stunden geprüft wurde. Und dafür soll man  dankbar sein! (Davon, dass meinem Sohn gesagt wurde, er hätte sich sehr verbessert, obwohl ihn die Lehrerin gar nicht kannte, und die Noten im Zeugnis alle um einen Grad schlechter als im Vorjahr ausfielen, ganz zu schweigen. Man ist ja dankbar, dass man überhaupt ein Plätzchen gefunden hat...)
Ein klarer Vorteil angesichts der herrschenden Vorurteile und Prüfungsbedingungen ist, dass man sich die Prüfungsschule wenigstens österreichweit aussuchen kann, die Familien, die in ihrer unmittelbaren Umgebung etwas finden sind garantiert in der Unterzahl, da gerade am Land oft ganz sonderbare Dinge geschehen. (Ihr wollt die Lieder nicht hören, die meine Kolleginnen und ich davon singen können.)

Dabei sollte doch jeder Lehrer, der seit einiger Zeit unterrichtet, anhand eines kurzen Gesprächs mit dem Kind und einigen theoretischen Aufgaben erkennen kann, ob die Anforderungen für das betreffende Schuljahr erfüllt werden. Traurig, wenn aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird!
Andererseits verstehe ich den Unmut der Pädagogen, da sie für ihre Arbeitszeit, die sie für die Prüfung aufwenden, nur spärlich entlohnt werden. Das ist aber wiederum ein Problem, das ebenfalls mit den Behörden und nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden sollte.

-Wer oft
Gehofft hat, lernet - fürchten.
(Grabbe)


Zur häuslichen Erziehung im verpflichtenden Kindergartenjahr habe ich auch noch etwas zu sagen. Man muss bei mindestens 3 Behörden Meldung erstatten, es ist also schwieriger, als das Kind zum häuslichen Unterricht in der Schule anzumelden! Und gegen aller Meinung, man muss das Kind nicht in der Volksschule der Schulreifeprüfung unterziehen. Ich mache das, aber nur auf Grund der Tatsache, dass ich bei dem Termin anwesend sein darf und die Direktorin, die sehr nett und verständnisvoll ist, den Test selbst durchführt (nein ich habe kein Vertrauen zu den dort unterrichtenden Lehrerinnen, nachdem mein Sohn 5 Minuten in der Klasse bei einem Bewegungsspiel zugesehen hatte, heraus kam und entsetzt meinte, die Lehrerin habe gesagt, Flamingos würden Fische fressen und er weiß genau, dass das absoluter Blödsinn ist, die Vögel leben ausschließlich in fischarmen Gewässern und ernähren sich von kleinen Krebsen, die ihr Gefieder rosa färben).
Wäre ich genötigt, das Kind, so wie die meisten Eltern es tun, zum Einschulungstest für 2 Stunden in der Schule "abzugeben", würde ich das auf jeden Fall verweigern und die Schulreife (am besten vorab) bei einem unabhängigen Kinderarzt oder -psychologen feststellen lassen. Das empfehle ich auch Eltern, deren Kind zu einem Jahr Vorschule verdonnert wurde.
Man darf sich nicht alles gefallen lassen! Man muss mutig alle Steine wegschaffen, die einem in den Weg gelegt werden.

Jede Gefahr erkennt einen königlichen Gebieter an.
Er heißt Mut.
(E. Wagner)

Die revolutionäre Prüfungsverweigerung halte ich zwar einerseits für bewundernswert, würde aber mich selbst und die Kinder durch das Leben in dieser Illegalität gefährdet sehen. Das ist kein Weg, den ich beschreiten möchte. Auch die Gefahr, dass dieses Verhalten die jetzigen Prüfungsbedingungen noch verschlechtern könnte, kann ich ebenfalls nicht von der Hand weisen, da bei den Freilernern einige Eltern dabei sind, die den Kindern keinen Unterricht bieten und nur das mit dem Kind erarbeiten, woran es gerade interessiert ist. Fehlt das Angebot an Unterrichtsmaterial und die gemeinsamen Aktivitäten, kann es für das Kind durchaus schwierig werden, die Bildungsziele des Lehrplans zu erreichen.

Leichtsinn ist die erste Quelle
Jedes Unglücks, das uns droht.
(Spiegel)

So.
Das ist meine Meinung zum Homeschooling in Österreich. Es ist nicht immer einfach, aber zum Glück darf man hier überhaupt selbst unterrichten.
Ich kenne eine wirklich liebe, gebildete deutsche Familie, die erst jahrelang in Österreich gelebt hat und nun in einem anderen europäischen Land ihre Kinder unterrichtet, obwohl sie zuhause ein selbst gebautes Haus besitzt. Für den Hausunterricht (sie tun das, so wie ich, auf Grund der schlechten Erfahrungen mit dem Bildungssystem in ihrer eigenen Schulzeit) nehmen sie ein Leben in Kauf, das mich an eine Flucht erinnert, sie haben traurig alles dafür zurückgelassen, Haus, Familie und Freunde. Hut ab vor eurem Entschluss und eurer Kraft, ich denke sehr oft an euch! Mit eurem Vorbild in meinem Herzen und egal welchen Weg wir beschreiten:

Wir Homeschooler lassen uns nicht unterkriegen!

(Diesen Beitrag findet man auf der mit Abstand unbeliebtesten Seite des Blogs, nämlich unter Gedanken.
Ich hoffe, es bleibt mir in nächster Zeit erspart, mich noch mehr mit diesem Thema auseinanderzusetzen und das Wort "Homeschooling" ist auch für mich gewöhnungsbedürftig, aber wie gesagt, solange es keine wohlklingende, kurze deutsche Alternative gibt, wird es verwendet, auch wenn wir keine Schule zuhause möchten, sondern eine positive Lernumwelt. Im letzten Satz des Beitrages, finde ich, klingt es sogar ganz gut. Wer neugierig ist, wo die weisen Sprüche plötzlich herkommen, kommt morgen auf seine Rechnung.)